Ich erinnere mich gut an diese ersten lauen Sommernächte am Baggersee. Als Teenager.
Als uns noch nicht ganz klar war, wo wir wie angefasst werden möchten. Irgendwie fühlte sich alles aufregend und neu an. Der ganze Körper ein neues Land, das es zu entdecken galt. Neugierig waren wir alles zu erforschen und zu ergründen.
Der Körper - ein erotisches neues Land!
Wir haben eifrig geübt und wurden von ganz alleine immer erfahrener und immer bessere Liebhaber. Wir waren achtsam und spürten genau, wo wir, aber auch der andere berührt werden wollte. Wir haben in der BRAVO nachgelesen und sind immer mutiger geworden. Haben Neues ausprobiert.
Der Rücken, die Innenschenkel, die Unterarme, der Nacken, die Füsse - jeder touch eine Vibration, eine Sensation - unvergessliche Gefühle ohne Penetration.
Nur wenige Jahre später wussten wir schon viel besser, was uns gefällt und aus der kindlichen jugendlichen Spielerei wurden erste feine sexuelle Strickmuster. Diese Muster sind es, die uns bis ins Erwachsenenalter Sicherheit geben. Sie sind der Garant für einen verlässlichen, aber weniger aufregenden, Orgasmus.
Wir wissen ganz genau, wie wir es wollen und brauchen. Kennt der Partner unsere Muster nicht und "benimmt sich falsch", droht der Höhepunkt auszufallen. Der Sexakt wird als langweilig oder nicht erfüllend bewertet.
Unser Gehirn entscheidet, ob wir eine Wahrnehmung als angenehm oder unangenehm bewerten.
Und das geht vereinfacht so:
Berührung auf der Haut = Wahrnehmung= Gehirn entscheidet - Mag ich oder mag ich nicht.
Gewohnte Berührungen, die uns schon immer angetörnt haben, tun es auch weiter. Wollen wir aber neuen und aufregenden Sex erleben - vielleicht sogar mit unserem langjährigen Partner, müssten wir erst einmal neue Verbindungen zu unserem Gehirn legen. Wir müssen "üben", um unser sexuelles Wahrnehmungsspektrum zu erweitern.
Waren wir als Teenager noch allzu leidenschaftlich bereit, neue Wege zu gehen - erscheint es uns im Erwachsenenalter als eher mühsam, uns oder andere, anders und neu zu berühren.
Wir haben verlernt zu spielen, zu entdecken, zu erforschen.
Unterstützt wird dies vom allgemeinen Irrglauben:
Sex muss man nicht lernen - das kann man automatisch!
Diesen Spruch höre ich so oft - zumeist von Männern. Dabei verhält es sich mit dem Sex nicht anders als mit jeder anderen erlernbaren Tätigkeit. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und eine Erektion zu haben, bedeutet noch lange nicht ein guter Liebhaber zu sein. Und eine feuchte Vagina ist kein Indiz für Lust bei der Frau. Diese Erkenntnis kommt zumeist erst dann auf, wenn der Penis nicht mehr performen will und die Ehefrau am Abend lieber eine Serie schaut.
Eingefahrenen Muster sind veränderbar und ich zeige Ihnen gerne, wie Sie neue Wege gehen können.
www.welch-sexologie.de
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