Es ist Freitag und ich auf dem Weg nach München. Habe mich für Reihe 4 entschieden - der ungeliebte Mittelplatz war noch frei. Neben mir - bereits platziert - ein in sein iPhone X vertiefter Mann. Er trägt Jeans, Sneakers aus einem online shop vermute ich und ein weißes Hemd. Ich schätze ihn auf Mitte 30. Weder unsere Knie noch unsere Ellenbogen berühren sich. Ein erster Kontakt entsteht, als wir beide gleichzeitig: Ja, bitte einen Kaffee, sagen. Sein Blick wandert von mir zu meinem Buchtitel und zurück. Da steht "Sex und die göttliche Liebe". Das scheint ihn zu interessieren. Was lesen Sie denn da? Sein energisches Kinn deutet auf das Taschenbuch in meiner Hand. Das weiss ich noch nicht so genau, es ist ein Geschenk meines Freundes, ich fange gerade erst damit an. Bevor ich darüber nachdenken kann, ob er vielleicht mein nächste Bloggeschichte sein könnte, fragt er schon. Machen Sie sowas irgendwie beruflich?
Ja, ich bin Sexologin.
Und wir sind mittendrin. Ich kann seine Neugier förmlich spüren, Fragen liegen ihm auf der Zunge. Und wie immer beantworte ich die Eingangsfrage, die da lautet, für was braucht man eine Sexologin etc., bevor es spannend wird. Er beginnt mit: Wissen Sie, ich verstehe gar nicht, warum die Mädels in München sich immer so für ihren Lieblingsplatz schämen. Ähm...Lieblingsplatz - habe ich da was verpasst? Es sprudelt aus ihm heraus. Also, ich habe den Eindruck, dass die sich untenrum gar nicht mögen. Sie wollen sich mir nicht zeigen, haben immer Angst, dass sie komisch riechen könnten. Er schaut mich herausfordernd an. Lieblingsplatz, was für ein schönes Wort für den heiligsten Ort, den wir Frauen haben. Ja, sage ich, das ist ein echtes Thema und ich bin innerlich freudig überrascht, wie offen dieser Mann mit mir am helllichten Tag in einem Flugzeug über den "Lieblingsplatz" sprechen kann.
Klinisch sauber soll das weibliche Geschlecht sein - Wunschgedanke der Intimhygiene Industrie
Ich fahre fort: Viele Frauen kämpfen täglich gegen den natürlichsten Duft der Welt an. Eine ganze Armada an Hygieneprodukten steht ihnen verlässlich zur Seite. Sprays für aussen, für innen, für vor oder für nach dem Duschen, mit oder ohne biologischen ph neutralen Kamillenextrakten, Tücher für vor oder nach dem Liebesakt, internal oder external. Den Frauen wird suggeriert, dass das weibliche Geschlechtsorgan im besten Fall immer reinlich sein soll. Es soll nicht verrucht und sexy riechen - sondern so sauber sein wie ein Abfluss. Bakterienfreie Zone. Am besten zu jeder Tages und Nachtzeit und vor allen Dingen vor dem Einsatz. Woran liegt das denn, bohrt er nach. Die Sexologin in mir kommt zurück und ich beginne:
Die Vulva - oft eine Unbekannte
Viele Frauen kennen ihr Geschlecht noch gar nicht. Haben ihre Vulva (das ist der Bereich der die inneren und äußeren Charmelippen, die Klitoris und den Venushügel umfasst) noch nie gesehen. Haben sich noch nicht getraut, sich selber zu schmecken oder sich im Spiegel zu bewundern. Denn anders als bei den Männern sehen Frauen ihren Lieblingsplatz nicht täglich und nehmen ihn auch nicht in die Hand. Und was wir nicht kennen, fürchten wir eher. Er nickt.
Ready for landing, tönt es nun aus dem Lautsprecher.
Was kann man denn dagegen tun, fragt er.
Ich denke, wir Frauen könnten uns viel mehr bemühen, wollen wir wirklich Kontakt zu unserem Geschlecht aufnehmen. Denn nur dann wird aus einem "untenrum" auch wirklich eine Lusthöhle, die gerne auch mal ungeniert feucht sein darf und wunderbar lüstern duftet. Es braucht ein Umdenken bei uns Frauen und die Lust, sich erst einmal selber zu entdecken. Haben wir sie dann erobert und besser kennengelernt wird aus diesem schwarzen Fleck oft die beste Freundin und vielleicht auch der eigene Lieblingsplatz!
Kurz bevor wir in meinem geliebten München aufsetzen, schaut mich der junge Mann an - er ist Salesmanager einer großen Softwarefirma und sagt. Ja, dann ist doch klar was der Markt braucht. Intime Schaftpflege für den Mann.
Liebe Frauen, ihr wollt eine Kleinigkeit verändern und Euren Lieblingsplatz entdecken?
Begrüßt Eure Vulva jeden Morgen für 3 Minuten. Legt Eure Hand auf Sie und lasst sie zu einem gesehenen Teil Eures Körpers werden. Sie ist schön so wie sie ist.
Und für die tägliche Reinigung genügt ihr warmes Wasser.
Ich freue mich über viele Kommentare zu diesem Thema!
PS: Dieser Blog ist teils real/teils frei erfunden.
Danke danke danke!
Ganz typisch für die meisten Girls und Frauen. Jede Frau schmeckt anders, aber ich finde es so schön, das der Unterschiede gibt's. Und die der am schönsten schmeckt, wünsche ich mich als Partner für's Leben. Ein Orgasmus zu spüren und schmecken sagst mir das sie es genießen.